12.September 2017

Perfekt sortiert und automatisch in den Versand


Veröffentlichung aus dem HOLZZENTRALBLATT vom 1.9.2017

Ein Sortierspeicher von Systraplan organisiert bei Westag & Getalit den Versand von konfektionierten Arbeitsplatten.

ck.Die zunehmende Variantenvielfalt bei gleichzeitiger auftragsbezogener Stückzahl-1-Fertigung macht es in der Möbel- und Zulieferindustrie notwendig, ein größeres Augenmerk auf die Optimierung des Materialflusses zu legen. Dazu gehört auch die letzte Station im Prozess: der Versand. Bei der Westag & Getalit AG im Werk Wadersloh sorgt seit Kurzem ein Sortierspeicher von Systraplan für optimale Abläufe und ein Höchstmaß an Effizienz.

 
Küchen-Arbeitsplatten sind genauso individuell wie die Küche selbst. Im Werk Wadersloh der Westag & Getalit AG, das seinerzeit 1974 extra als Erweiterung des Stammsitzes in Rheda-Wiedenbrück eben für die Produktion von Arbeitsplatten aufgebaut wurde, ist die Losgröße-1-Produktion dafür seit vielen Jahren Standard. Heute ist Wadersloh das Elementewerk der Sparte Oberflächen/Elemente und beliefert europaweit Küchenhersteller, Baumärkte und den Holzhandel unter dem Markennamen „Getalit“. Allen Adressaten gemeinsam sind sehr unterschiedliche Auftragsgrößen mit sehr unterschiedlichen Arbeitsplattengrößen. „Standard wird immer weniger“, sagt Josef Michels, Werksleiter bei Westag & Getalit in Wadersloh. Genau da setzt der neue Sortierspeicher von Systraplan an, der in Wadersloh im Juni dieses Jahres installiert und kurze Zeit später in Betrieb genommen wurde.

Das Herforder Unternehmen Systraplan baute bereits im Jahr 2000 seinen ersten Sortierspeicher für Arbeitsplatten. Entgegen den damaligen Erwartungen hat diese Technik allerdings erst einige Jahre später einen breiten Einzug in die Fertigungslinien gehalten, da erst die steigende Variantenvielfalt bei gleichzeitig hoher Produktionsleistung dafür gesorgt hat, dass die Sortierlösungen aus einer verketteten Produktion nicht mehr wegzudenken sind. „Bei der Planung einer solchen Sortieranlage sind bereits in der Konzeptphase ganz wichtige Grundlagen zu beachten“, erklärt Lutz Abel. Der Diplom-Ingenieur ist Vertriebsleiter bei Systraplan und war für den Auftrag von Westag & Getalit von Anfang an verantwortlich.

Alle Maße werden kundenspezifisch angepasst

„Auf der Basis von Parametern wie Größe, Teilevielfalt, Leistung und Leistungsspitzen ermitteln wir, welche Art von Speicher die beste Lösung darstellt.“ So kommen etwa bei einer mittleren Lagerkapazität aber einer hohen Leistung der ein- und auszufördernden Teile Systraplan-Kompakt-Sortierspeicher zum Einsatz. Sie verfügen über eine hohe Taktleistung, weil sie keine Fahrachse in Längsrichtung haben.

Bei Westag & Getalit gab es indes andere Anforderungen, und für diese war ein „normaler“ Sortierspeicher die perfekte Lösung. „Ist die geforderte Lagerkapazität groß und die Teileleistung niedrig bis mittel wie hier, dann sind unsere Sortierspeicher die richtige Wahl“, so Abel. Bei dieser Lösung fährt ein Regalbediengerät in einer Regalgasse. Es ist mit einer speziellen Lastaufnahme ausgerüstet und arbeitet als Sortierer. Über die Länge des Kragarmregals entsteht die hohe Lagerkapazität. Es ergibt sich eine hohe Packungsdichte, da die Teile auch mehrfach tief gelagert werden können.

Das Kragarmregal ist kunden-individuell abgestimmt auf die Maße der Teile. Bei Westag & Getalit können Plattenabmessungen von 650 bis 5 360 mm in der Länge sowie 350 bis 1400 mm in der Breite eingelagert werden. Bei dieser Breite können Arbeitsplatten mit maximal 65 cm Breite dann wie oben beschrieben hintereinander abgelegt werden. Die Dicke darf im Beispielsfall 14 bis 39 mm und 59 mm in der dafür vorgesehenen Lagerebene nicht überschreiten. „Es sind aber auch unterschiedliche Etagensprünge für unterschiedliche Plattendicken innerhalb eines Speichers möglich“, erklärt Abel. „Das richtet sich ganz nach den Kundenanforderungen.“

Für Werksleiter Josef Michels bedeutet der neue Sortierspeicher von Systraplan nichts weniger als den Beginn einer neuen Zeitrechnung am Ende der Prozesskette. „Wo wir hier jetzt stehen, stand noch vor Kurzem ein Hordenwagen neben dem anderen und wurde händisch mit den gerade verpackten Arbeitsplatten bestückt“, erzählt er. „Das dauerte nicht nur länger, dadurch waren auch Aufträge für ein und denselben Kunden oft nur aufwendig wieder zusammenzufassen.“ Die Folge: Es gab extrem viele Einzelposten, die im ungünstigsten Fall noch auf mehrere Hordenwagen verteilt waren. „Heute können wir solche Aufträge – beispielsweise für einen Baumarkt – automatisch zusammenfassen.“ Das Gleiche gilt selbstverständlich für die Kunden mit Großaufträgen aus der Küchenmöbelindustrie. Auch diese Aufträge werden gebündelt für schnellere Abläufe und für ein schnelleres Verladen. An den gebündelten Stapeln ist gut erkennbar, wie solch eine Zusammenfassung aussieht. Und der Vergleich mit einem Hordenwagen – es gibt sie auch jetzt noch vereinzelt – macht den Fortschritt dann noch einmal deutlicher.

Die Bündelung der Aufträge erfolgt manuell – vor allem wegen des sicheren Stapelns der einzelnen Platten. Die aus dem Sortierspeicher ausfahrenden Einzelteile sind zwar allesamt in individuell erstellten Faltkartons gut verpackt. Für einen sicheren Transport reicht das aber nicht aus. Sie werden – je nach Gewicht und Größe – entweder per Hand oder per Vakuumsauger abgenommen, auf Kanthölzern abgelegt und schließlich umreift. Die Reihenfolge der Auslagerung ist durch das Programm des Sortierspeichers so gesteuert, dass die längsten Teile eines Stapels immer zuerst kommen, weil sie zur sicheren Packstückbildung unten liegen müssen. Ein weiteres Kriterium für die Packstückbildung sind Teile mit Sonderleistungen; wie zum Beispiel Ausschnitte oder Ausklinkungen. Diese Elemente werden nach vorgegebenen Kriterien einzeln auf Unterlage oder in einer vorgegebenen Position innerhalb des Packstücks positioniert, damit sie nicht durchbrechen und somit ein optimaler Transportschutz gewährleistet wird. Der Mitarbeiter an der Speicher-Entnahme muss zudem dafür sorgen, dass Höhenunterschiede ausgeglichen werden. Das ist nötig, weil andernfalls kein sicheres Stapeln (Ladungssicherung) mit anderen Chargen auf dem LKW möglich ist.

Beeindruckende Leistung der Software von 3Tec

Damit ist die eigentliche Kernaufgabe des Sortierspeichers auch schon beschrieben: Die Ausgabe der Arbeitsplatten in einer festgelegten Reihenfolge für den anschließenden Versand. Systraplan verlässt sich bei der Steuerung auf Programme der Spezialisten von 3Tec aus Vlotho. Was die Software alles möglich macht, ist wirklich beeindruckend – wie schon das Beispiel der Reihenfolge beim Ausfahren deutlich macht. Mindestens ebenso beeindruckend ist die Visualisierung der Vorgänge im Sortierspeicher. Alle Teile sind auf dem Bildschirm sichtbar, dazu die Ebenen, auf denen sie eingelagert sind. Selbst die Dicke ist erkennbar. Bewegungen innerhalb des Speichers können ebenfalls in Echtzeit verfolgt werden.
Dabei kann der Bediener wählen, ob er den Sortierspeicher im Querschnitt darstellt oder ob er sich einzelne Ebenen in der Draufsicht anzeigen lässt. „Ich kann über Maus und Bildschirm jedes einzelne Teil ,anfassen‘“, sagt Ralf Damhuis, der für die Betriebsplanung zuständige Mitarbeiter. „Das System zeigt mir dann sofort alle Daten, wie etwa die Abmessungen oder den dazu gehörigen Auftraggeber.“ Damit ist dann auch eine jederzeitige Identifizierung der Teile und ihrer aktuellen Position möglich. Es gibt auch die Möglichkeit, Teile über eine seitlich angebrachte Station manuell ein- oder auszulagern. „Das ist nützlich für das Ausschleusen von Stornos oder auch für das Einschleusen von Sonderteilen mit Sonderverpackung, die nicht über die dafür vorgesehene Rollenbahn am Eingang des Sortierspeichers eingefahren werden können“, erklärt Damhuis.

Schon kurz nach der Installation des Systraplan-Sortierspeichers sind Michels und Damhuis voll des Lobes über die Technik und natürlich über die Effizienz-Effekte. „Wir arbeiten mit einer Lieferquote von durchschnittlich 99,5 % und einer Durchlaufzeit von vier Tagen“, verrät Michels. Beides setzt absolute Maschinenverfügbarkeit voraus – und reibungslosen Versand. Dieser bereitet Michels und Damhuis nun sehr viel weniger Sorgen als zu Hordenwagen-Zeiten.